Projekt ''NocMig''
Das Projekt „NocMig“: Aufzeichnung des nächtlichen Vogelzugs
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In manchen Nächten findet massenhafter Vogelzug statt.
Foto: K. Gauger
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Der Vogelzug übt auf viele Vogelkundler:innen eine ganz besondere Faszination aus. Gerade zu den Zugzeiten lassen sich völlig unerwartete Entdeckungen machen. Vorrangig werden Vögel am Tage beobachtet, doch auch nachts lassen sich bemerkenswerte Nachweise erbringen. Dies erfolgt natürlich fast ausschließlich akustisch und technische Hilfsmittel erleichtern Erfassung und Auswertung.
Unter NocMig (für „nocturnal migration“) versteht man die nächtliche Erfassung des Vogelzugs. Mit Hilfe eines z.B. auf dem heimischen Balkon oder Fensterbrett platzierten Rekorders, können Rufe und andere Fluggeräusche die ganze Nacht über aufgezeichnet werden. Die besten Ergebnisse lassen sich dabei in Kombination mit einem Parabolspiegel-Mikrofon erreichen. Gerade zum Einstieg können aber auch einfachere (und kostengünstigere) Mikrofone verwendet werden. Eine ausführlichere Einführung findet sich unter https://nocmig.com.
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Die Erfassung erfolgt von der Abend- bis zur Morgendämmerung.
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Welche Vorgaben sind zu beachten?
Durch ein bundesweit immer dichter werdendes Netz an Aufnahmestandorten werden stetig große Mengen an wertvollen Daten generiert. Um diese Daten neben dem Nachweis von seltenen Arten, auch beispielsweise für systematische Auswertungen in Forschungsprojekten oder für offizielle Stellen mit einem möglichst geringen Arbeitsaufwand verwertbar zu machen, sollten bei der Erfassung und Dateneingabe auf ornitho.de einheitliche Standards beachtet werden (Schütze et al. 2022).
Folgende Punkte geben zunächst einen Rahmen:
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Ort: es gibt keine Beschränkungen. Die Aufnahme kann an jedem beliebigen Ort erfolgen, es sollte jedoch möglichst ein Ort sein, an dem Sie/Ihre Gruppe häufig aufnehmen können und der möglichst wenig Störgeräusche aufweist.
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Zeit: Vogelzug findet das ganze Jahr über statt, die Erfassung kann daher zu jeder Jahreszeit erfolgen. In Mitteleuropa sind die produktivsten Zeiträume etwa Mitte Februar bis Ende Mai und Mitte Juli bis Mitte November. Lassen Sie Ihr Aufnahmegerät möglichst von der bürgerlichen Abend- bis zur nächsten bürgerlichen Morgendämmerung ununterbrochen laufen. Daten kürzerer Aufnahmezeiträume können aber ebenfalls gemeldet werden, wobei Aufnahmen länger als eine Stunde an Aussagekraft gewinnen.
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Regelmäßigkeit: Während der Zugzeiten im Frühjahr und Herbst sollte so oft wie möglich oder möglichst mindestens einmal pro Woche aufgezeichnet werden.
Viele weitere Informationen wurden von britischen und niederländischen Experten zusammengestellt. Die Übersicht finden Sie hier.
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Im Herbst gehören die Rufe ziehender Rotdrosseln zu den regelmäßigen Aufnahmen.
Foto: K. Gauger
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Die Auswertung stundenlanger Tonaufnahmen
Mit einer passenden Audio-Software (z.B. der kostenlos verfügbaren Programme Audacity oder Raven Lite) werden die Dateien (mit wenigen Einstellungen) als Sonagramme auf dem Computer dargestellt. Da in den meisten Nächten im Jahr nur vereinzelt Vogelstimmen eingestreut sind, kann man so relativ schnell visuell den Verlauf der Nacht kontrollieren. Wird ein Signal im Sonagramm entdeckt, kann es näher untersucht werden: Ist das der Ruf eines Vogels und, wenn ja, welcher?
Mit etwas Übung fällt es immer leichter, die Störgeräusche der Umgebung von tatsächlichen Vogelrufen zu unterscheiden, und auch die häufigeren Arten schon anhand der Struktur des Sonagramms zu erkennen. Besonders wertvoll wird diese Tätigkeit, wenn die festgestellten Vögel vollständig dokumentiert werden. Wichtig ist vor allem, wann in der Aufnahmenacht ziehende Vögel festgestellt wurden. Festzuhalten ist zudem der Zeitraum, in dem insgesamt der Vogelzug einer Aufnahmenacht aufgezeichnet wurde, was jedoch bei der Verwendung einer Beobachtungsliste automatisch geschieht.
Dateneingabe in ornitho.de
Die während des nächtlichen Zugs erfassten Beobachtungen sollen bei der Eingabe auf ornitho.de mit dem Projektcode „NocMig“ versehen werden, der sowohl auf der Website als auch in der App „NaturaList“ für Beobachtungslisten und Einzelbeobachtungen verwendet werden kann. NocMig-Daten sollten möglichst vollständig mit allen registrierten Arten eingegeben werden. Dabei empfehlen wir grundsätzlich die Verwendung einer Beobachtungsliste. Die Eingabe in einer Beobachtungsliste ermöglicht eine einheitliche Dokumentation von Anfang und Ende der Aufnahme/Auswertung und somit auch die Erfassung von „Nullstunden“ – eine bei der Zugvogelerfassung wichtige Information. Die Eingabe lediglich einzelner bemerkenswerter Nachweise als Einzelbeobachtung ist jedoch ebenfalls möglich. Alle sicher ziehenden und vermutlich ziehenden Arten sollten gemeldet werden. Offensichtlich stationäre Vögel, wie lokale Brutvögel, sind hingegen besser getrennt zu melden und nicht dem Projekt „NocMig“ zuzuordnen. Teilweise ist die Abgrenzung zwischen ziehenden und stationären Vögeln jedoch gar nicht so einfach.
Weitere ausführliche Hinweise zur Eingabe von NocMig-Daten bei ornitho.de hat ein engagiertes Team unseres hessischen Partners HGON zusammengestellt. Hinweise zur Methodenstandardisierung ebenso wie Informationen zur Aufnahmetechnik und Auswertung finden Sie unter: https://www.hgon.de/beobachten/monitoring/nocmig/
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Plausibilitätsprüfung und Datenvaldierung
Zusätzlich zur Regionalkoordination auf Kreisebene haben sich speziell für die Prüfung der Daten des Projekts "NocMig" auf diesem Gebiet erfahrene Personen bereiterklärt, die eingehenden Daten laufend zu sichten und ggf. Rückfragen zu stellen. In Abstimmung mit den landesweiten Steuerungsgruppen sind derzeit die folgenden Personen in die NocMig-Koordination eingebunden:
BW: Daniel Kratzer, Ralph Martin, Kalle Nibbenhagen, Jan Daniels-Trautner
BY: Tim Korschefsky
BE: Enrico Hübner, Steve Klasan
BB: Lukas Pelikan, Steve Klasan
HB: Franck Hollander
HH: Mathis Pfreundt
HE: Bastian Meise, Natascha Schütze, Frieder Klöpfer
MV: derzeit vakant
NI: Friedemann Arndt, Lennart Haak, Simon Kiesé, Johannes Martin
NW: Johannes Amshoff, Jonas Brüggeshemke, Lennart Haak
RP: derzeit vakant
SL: Norbert Roth
SN: Jonathan Oeser
ST: Friedemann Arndt, Jonathan Oeser
SH: Mathis Pfreundt, Martin Kühn, Balduin Fischer
TH: Mathias Mähler
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Machen Sie mit!
Die Beteiligung am Projekt "NocMig" steht allen Vogelbeobachter:innen offen. Eine individuelle Freischaltung o.ä. ist nicht notwendig. Sollten Sie noch Fragen zum Projekt oder zur Dateneingabe haben, melden Sie sich gerne unter ornitho@dda-web.de.
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