Gestreift, streifig, weißlich oder weiß – oder: Wie sind die Schwanzmeisen-Phänotypen in Deutschland verbreitet?
Die Schwanzmeise ist mit 92.000 bis 170.000 Paaren in Deutschland eine mäßig häufige, aber weit verbreitete Brutvogelart. Sie ist ganzjährig bei uns anzutreffen, wobei im Herbst Zuzug aus Norden und Osten erfolgt. Neben der in Deutschland weit verbreiteten Unterart europaeus, die sich in der Regel durch einen breiten dunklen Streifen an den Kopfseiten auszeichnet, tritt hierzulande auch die weißköpfige Nominatform caudatus auf. Diese ist in Nord- und Osteuropa weit verbreitet und durch den Zuzug aus diesen Regionen ab dem Spätherbst häufiger auch bei uns zu beobachten, vor allem im (Nord)Osten. Wenig bekannt ist, dass insbesondere in den östlichen Landesteilen auch unter den Brutvögeln Tiere mit reinweißem Kopf vorkommen. Und auch in anderen Landesteilen sind zur Brutzeit in den arttypischen Trupps Vögel mit deutlich reduzierten dunklen Streifen, teils fast weißen Köpfen anzutreffen.
In allen gängigen Bestimmungsbüchern wird auf die Bestimmungsprobleme hell- bis weißköpfiger Schwanzmeisen nur unzureichend eingegangen. Vielen Beobachterinnen und Beobachtern ist daher nicht bekannt, dass zur Bestimmung der Unterarten die Kopffarbe allein nicht ausreicht.
Zudem ist über die Verbreitung und die Häufigkeitsanteile der einzelnen Färbungstypen kaum etwas bekannt. Daran wollen wir gemeinsam mit Ihnen etwas ändern und möchten Sie bitten, künftig bei den Schwanzmeisen etwas genauer hinzuschauen. Mithilfe der Vielzahl an versierten Beobachterinnen und Beobachtern und der Unterstützung der Digitalfotografie sind wir zuversichtlich, hier schon bald ein klareres Bild zeichnen zu können.
Vier Typen werden künftig unterschieden (siehe Fotos unten):
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Typ EE: streifenköpfige europaeus (wie in den gängigen Bestimmungsbüchern abgebildet)
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Typ EC: europaeus-ähnliche Vögel (z.B. mit Ansatz eines Scheitelseitenstreifens; EC steht für europaeus ähnlicher als caudatus)
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Typ CE: caudatus-ähnliche Vögel (z.B. weißköpfige Ind. mit einzelnen schwarzen Federn am Kopf)
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Typ caudatus (= CC): phänotypische caudatus mit reinweißem Kopf etc. (Details zur Bestimmung siehe unten)
Die Typen 1 bis 3 werden unter „Schwanzmeise“ unter Angabe der Typen im Bemerkungsfeld gemeldet (Beispiel: „Trupp bestehend aus 8x Typ EE, 2x Typ CE“), Typ 4 unter dem Taxon "Schwanzmeise (ssp. caudatus)".
Zur Differenzierung der verschiedenen Typen und der leichteren Zuordnung der beobachteten Schwanzmeisen haben wir eine Auswahl von Fotos zusammengestellt (siehe unten).
Wichtig: Nicht jede beobachtete Schwanzmeise muss einem Typ zugeordnet werden. Ist keine Zuordnung zu einem Typ möglich, dann verzichten Sie bitte auf die Bemerkung.
Welche Vögel zählen zum „Typ caudatus“?
Schwanzmeisen der Unterart caudatus müssen der gängigen Bestimmungsliteratur nach folgende Merkmale aufweisen:
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rein weißer, d.h. „schneeweißer“ Kopf,
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scharfe Begrenzung des schwarzen Nackens zum weißen Hinterkopf,
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kein Brustband (auch keine Ansätze davon),
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weißer Bauch mit ebenfalls weißen oder nur hell-rosafarben überhauchten Flanken,
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weiße oder zumindest breit-weiß gerandete Schirmfedern.
Bitte melden Sie nur sicher bestimmte caudatus-Schwanzmeisen unter dieser Unterart!
Viele auf den ersten Blick weißköpfige Schwanzmeisen zeigen bei genauerem Hinsehen dunkle Federpartien am Kopf oder graue Einsprenkelungen im Bereich der Ohrdecken und des Nackens (d.h. sie gehören zum Typ CE). Im Feld sind diese Merkmale bei den bekanntlich sehr bewegungsfreudigen Schwanzmeisen nicht immer direkt zu erkennen. Bei Individuen, die einen auffallend hellen Kopf zeigen, sollte deshalb immer auf die obigen Merkmale geachtet, sie am besten fotografiert oder in den Bemerkungen genau beschrieben werden.
Falls Sie sich bei Ihrer Bestimmung nicht sicher sind, können Sie sich mit Ihren Fotos auch gerne an bestimmungshilfe@ornitho.de wenden.
Sehr hilfreich zur Bestimmung und zur generellen Information über die Unterarten der Schwanzmeise sind die folgenden Artikel:
Typ EE:
Typ EC:
Typ CE:
Typ "caudatus":
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