Im April kommt es, regional unterschiedlich etwas früher oder später, zum Laub- und auch Schilfaustrieb. Dadurch verändert sich im Verlauf des Monats die Sichtbarkeit von Vögeln und ihrer Nester in der ergrünenden Vegetation. Vor diesem Hintergrund starten im April gleich mehrere MsB-Module, an denen sich Interessierte gern beteiligen können! Alle nachfolgend beschriebenen Monitoring-Module sind auch in NaturaList (für Androidgeräte) umgesetzt, was die einfache und mobile Erfassung im Gelände ermöglicht!
Graureiher-Modul:
Die Kolonien von Graureihern werden zu einem möglichst späten Zeitpunkt während der Nestbauperiode, aber vor einem zu starken Laubaustrieb erfasst, da die Anzahl der vereinzelt seit Februar von ersten Paaren besetzten Kolonien zumeist kontinuierlich ansteigt. In der Regel erfolgt die einmalige Erfassung deshalb im Laufe des Aprils und bei Eschen oder Eichen als Brutbäumen ggf. Anfang Mai. Gezählt werden die intakten, in der aktuellen Brutsaison genutzten Nester. Weitergehende Details finden Sie im Methodenmerkblatt.
In vielen Regionen gibt es noch Koloniestandorte die bisher nicht regelmäßig erfasst werden! Bei Interesse an der Mitarbeit wenden Sie sich an die Koordinationsstelle in Ihrem Bundesland.
Saatkrähen-Modul:
Auch an den Kolonien der Saatkrähe herrscht bereits seit Wochen Aktivität und immer mehr Paare finden sich für die beginnende Brutsaison ein. Auch hier gilt es zu einem möglichst späten Zeitpunkt während der Nestbauperiode, aber vor dem die Sicht einschränkenden Laubaustrieb die intakten Nester zu zählen. Dabei muss nicht jedem Nest ein Altvogel zugeordnet werden können. Nur offensichtlich vorjährige Nester, die allerdings nur vereinzelt vorkommen, da das Nistmaterial zumeist von den Saatkrähen zum Bau neuer Nester genutzt wird, sollten nicht mitgezählt werden. Weitergehende Details finden Sie im Methodenmerkblatt.
In vielen Regionen gibt es noch Koloniestandorte die nicht alljährlich erfasst werden. Zudem bilden sich, dank der positiven Bestandsentwicklung, regelmäßige neue Kolonien. Bei Interesse an der Mitarbeit wenden Sie sich an die Koordinationsstelle in Ihrem Bundesland.
Die Module für Graureiher und Saatkrähe eigenen sich hervorragend für den Einstieg ins Vogelmonitoring, da die Erfassung dieser Koloniebrüter nur wenig Artenkenntnis und Zeit erfordert. Die Dateneingabe über NaturaList ist auch in einem Video-Tutorial erklärt.
Binnengewässer-Modul:
Auch an den Still- und Fließgewässern startet die Brutsaison. Insbesondere die Gänse sind bereits Anfang April zumeist als zusammenhaltende Paare erkennbar und sitzen teils auf den Gelegen, weshalb die 1. von insgesamt 3. Begehungen im Rahmen dieses Moduls möglichst in den ersten Apriltagen erfolgen sollte. Im Rahmen des Binnengewässer-Moduls werden Brutvögel in definierten Zählgebieten flächig erfasst. Dabei stehen Lappentaucher, Schwäne, Gänse, Enten, Säger, Rallen und typische Fließgewässerarten (insgesamt max. 39 Arten) im Fokus. Weitergehende Details finden Sie im Methodenmerkblatt.
Dieses wichtige MsB-Modul ist bisher noch nicht weit bereitet, zugleich aber von großer Relevanz um unser lückiges Wissen über die Brutbestandsentwicklungen von Wasservögeln künftig zu verbessern. Bei Interesse an der Mitarbeit wenden Sie sich an die Koordinationsstelle in Ihrem Bundesland.
Röhrichtbrüter-Modul
Auch für die an Gewässer angrenzenden Schilfgebiete gibt es ein, dezidiert auf die Brutvögel dieses Habitats, ausgerichtetes MsB-Modul. Da große Röhrichte sich kaum flächig erfassen lassen, setzt das Röhrichtbüter-Modul auf Zählrouten durch oder entlang von Schilfgebieten, von denen aus alle akustisch und visuell wahrgenommenen Brutvögel in Röhrichten erfasst werden. Auch in diesem Habitat lassen sich ab April erste frühe Zielarten wie Blaukehlchen, Rohrammer und Bartmeise gut erfassen, während z.B. die Rohrsänger erst bei der 2. und 3. Begehung im Mai und Juni im Fokus stehen. Weitergehende Details finden Sie im Methodenmerkblatt.
Auch eine Kombination von Binnengewässer- und Röhrichtbrüter-Modul ist möglich, wenn es die örtlichen Gegebenheiten erlauben. Beide Module richten sich an Beobachter:innen mit Übung in der visuellen und akustischen Bestimmung von an Gewässer gebundene Brutvogelarten. Der zeitliche Aufwand zur Mitarbeit ist überschaubar. Auch hier gilt: Bei Interesse an der Mitarbeit wenden Sie sich an die Koordinationsstelle in Ihrem Bundesland.
Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung und bedanken uns ganz herzlich bei allen bereits aktiven Kartierer:innen für die Unterstützung!
Malte Busch und Bettina Gerlach
im Namen der Modulkoordinator:innen auf Landesebene
In der März-Ausgabe von DER FALKE blicken wir auf das vogelkundliche Geschehen im Herbst 2022 zurück. Das Wetter war in den Monaten September bis November überwiegend mild und der Herbst 2022 damit sogar der drittwärmste seit dem Beginn flächendeckender Messungen im Jahr 1881. Rund 1,8 Millionen in diesen Monaten bei ornitho.de gemeldete Vogelbeobachtungen bildeten die Grundlage unserer Auswertungen.
Die Brutzeit 2022 scheint für viele Limikolenarten erfolgreich verlaufen zu sein, denn eine ganze Reihe von Arten war auf dem Herbstzug hierzulande überdurchschnittlich präsent. Die Daten von Alpen-, Sichel- und Zwergstrandläufer sowie Sandregenpfeifer haben wir uns genauer angeschaut und ihr Auftreten mit dem der Vorjahre verglichen. Bei den hocharktischen Arten fiel dabei ein zyklisches Muster auf, dem wir genauer auf den Grund gegangen sind.
Auch ein spezieller Blick auf den Durchzug der Mornellregenpfeifer darf nicht fehlen. Ihr Auftreten lässt sich als „sehr spät und sehr erfolgreich“ beschreiben. Denn auch hier zeigte sich wie bei den Strandläufern ein hoher Jungvogelanteil, auch wenn die Herbstrast im Vergleich mit den Vorjahren etwas verzögert verlief.
Von Mitte Oktober bis Anfang November kam es in Mitteleuropa zu einem auffälligen Einflug der hierzulande sehr seltenen Fahlsegler. In mehreren Nachbarländern wurden Rekordanzahlen gemeldet und auch hierzulande wurden in dem kurzen Zeitfenster mindestens zwölf verschiedene, Fahlsegler sicher bestimmt. Wir ordnen das Ausmaß des Einflugs ein und beschäftigen uns mit den möglichen Gründen für das gehäufte Auftreten dieser südlich verbreiteten Segler.
Recht umfangreich ist auch der Überblick der im Herbst 2022 entdeckten Seltenheiten geworden. Eine Auswahl zu treffen fiel hier diesmal besonders schwer. Zu den Höhepunkten der Monate September bis November gehörten (vorbehaltlich einer Anerkennung) die jeweils dritten deutschen Nachweise von Spitzschwanz-Strandläufer und Middendorff-Laubsänger. Doch gleich drei Erstnachweise innerhalb von vier Wochen stellten diese Raritäten noch in den Schatten. Welche Arten zum ersten Mal überhaupt in Deutschland entdeckt wurden, erfahren Sie in unserem Artikel.
Den Beitrag „Vogelwelt aktuell: Herbst 2022 – Hoher Bruterfolg bei Strandläufern, viele Fahlsegler und drei Erstnachweise“ können Sie hier als PDF herunterladen. Alle weiteren bisher erschienenen Beiträge mit direktem ornitho-Bezug finden Sie unter Publikationen und Auswertungen.
Das komplette Falke-Heft 03/2023 mit vielen weiteren Beiträgen u.a. über die Weltnaturschutzkonferenz, die Erfassung von Rebhühnern, das Angriffsverhalten von Vögeln, die Hammeniederung, Sitzstangen für Greifvögel sowie eine Fotogalerie zur Vogelhochzeit können Sie über die Internetseite von Der Falke beziehen. Der Falke finden Sie auch im gutsortierten Zeitschriften-Handel.
Viel Spaß beim Lesen wünscht das Team von ornitho.de und ornitho.lu!
aufgegeben von Christopher König
Dienstag, 28. Februar 2023
tipnews
Monitoring häufiger Brutvögel startet in die neue Saison!
Nicht nur Spechte und Eulen sind bereits sehr aktiv, auch viele unserer häufigsten Brutvogelarten singen bereits mehr oder weniger intensiv. Kein Zweifel, mit dem Beginn der Brutzeit steht auch die Kartiersaison beim Monitoring häufiger Brutvögel vor der Tür! Am 10. März geht es wieder los, die letzten Vorbereitungen laufen und für Kurzentschlossene sind noch einige freie Probeflächen verfügbar.
Seit 1989 werden die Bestandsentwicklungen aller häufigen Brutvogelarten mithilfe standardisierter Methoden überwacht. Die Erfassungen finden seit 2004 auf bundesweit repräsentativen, 1x1 km-großen Probeflächen statt, auf denen zwischen März und Juni vier Begehungen entlang einer ca. drei km langen Route durchgeführt werden. Für rund 100 Brutvogelarten können mit den erhobenen Daten Bestandstrends berechnet werden.
Vielfältiger Einsatz der Ergebnisse für den Naturschutz
Die Zählergebnisse sind Basis für Trendberechnungen, werden im Bericht „Vögel in Deutschland“ und im Arteninformationssystem des DDA fortgeschrieben und fließen in den Indikator „Artenvielfalt und Landschaftsqualität“ der Bundesregierung (BfN) sowie in das europäische Brutvogelmonitoring (PECBMS) und den „European Farmland Bird“-Indikator (EBCC), der von der EU-Kommission als Referenz für eine nachhaltige Nutzung der Agrarlandschaft herangezogen wird. Auch für Einstufungen in die Rote Liste gefährdeter Vogelarten in ganz Deutschland, sowie für Auswertungen und Berichte in den Bundesländern werden sie genutzt und liefern damit von Bundesland- bis europäischer Ebene in fachlichen und politischen Diskussionen gute Argumente für Natur- und Artenschutz.
MhB – nun auch digital
2022 wurde bereits auf mehr als 650 Probeflächen mit der für Android-Geräte verfügbaren Kartier-Erweiterung“ der App NaturaList mit Smartphone oder Tablet erfasst.
Vorteile der digitalen Erfassung ist die genauere Verortung im Gelände, flexiblere Auswahl der Kartengrundlage, sowie das Entfallen der Schreibtischarbeit.
Neugierig geworden? Unter
www.dda-web.de/mhb-digital finden sich Anleitungen und Informationen zum Start in die digitale Kartierung.
In einem Beitrag in der Zeitschrift „Der Falke“ wird die digitale Kartierung näher erläutert. Sie können den Artikel „Erfolgreicher Start ins digitale Zeitalter: Machen Sie mit beim Monitoring häufiger Brutvögel“ hier als PDF herunterladen.
Der zeitliche Aufwand je Probefläche beträgt für die vier Gebietsbegehungen inkl. Auswertung der Daten 30–40 Stunden, bei digitaler Erfassung entfällt die Auswertung. Bundesweit stehen 2.637 Probeflächen zur Verfügung, von denen bereits mehr als 1.800 vergeben werden konnten. Es gibt somit noch reichlich Beteiligungsmöglichkeiten zwischen Rügen und Bodensee! Wo es freie Probeflächen in Ihrer Nähe gibt und wie diese beschaffen sind, erfahren Sie auf der DDA-Website. Am besten Sie sehen direkt einmal nach, denn Sie sollten sich bald entschieden haben, wenn Sie dieses Jahr noch mitmachen möchten:
Mitmachbörse des Monitorings häufiger Brutvögel online!
Die überarbeitete Flächenbörse zur Vergabe der Kartierflächen im Monitoring häufiger Brutvögel (MhB) ist unter www.dda-web.de/monitoring/mhb/mitmachboerse wieder verfügbar. Dort können Probeflächen zur Kartierung für die am 10. März startende Kartiersaison des MhB eingesehen und reserviert werden.
Das Monitoring häufiger Brutvögel wird entlang einer ca. 3 km langen Route nach der Methode der Linienkartierung durchgeführt. Die Erfassungen finden auf 1 km2 großen Probeflächen statt. Insgesamt stehen 2.637 Flächen für die Bearbeitung zur Verfügung. Beim Begehen der Route werden alle Individuen aller Vogelarten erfasst, die auf der Probefläche oder in unmittelbar angrenzenden Bereichen beobachtet werden.
Hinweise zur Nutzung der Mitmachbörse
Im ersten Schritt können Sie auf der Karte sowie in den Suchfeldern eine Probefläche in Ihrer Umgebung suchen. Ist diese Fläche grün angezeigt, also noch frei, können Sie diese Fläche persönlich reservieren. Klicken Sie auf das Quadrat und in dem sich öffnenden PopUp-Fenster auf den Button, um die Fläche zu laden und sich die Route anzeigen zu lassen. Über den "reservieren"-Button können Sie dann Ihre Kontaktangaben angeben und die Fläche für sich reservieren. Eine Nachricht geht an Sie zur Bestätigung sowie an die Koordinierenden. Im Anschluss erhalten Sie von den Koordinierenden der Flächen in ihrer gewählten Region alle weiteren Informationen.
Das MhB liefert bundesweite Bestandstrends für derzeit 99 Vogelarten. Das sind – mit Ausnahme von Uferschwalbe und Lachmöwe – alle Arten mit mehr als 100.000 Brutpaaren und rund die Hälfte der Arten mit mehr als 10.000 Brutpaaren. Weitere Informationen zum MhB, über die fachlichen Voraussetzungen und den zeitlichen Aufwand beim Monitoring gibt es unter: www.dda-web.de/monitoring/mhb/mitmachen
Hinweis: Falls Sie sich zudem entscheiden, auf der Probefläche mit der App NaturaList auf Android-Smartphone oder -Tablet direkt digital zu erfassen, lässt sich ihre Kartierung komplett in ornitho.de verwalten. Hier einige der neuen Möglichkeiten der digitalen Erfassung:
Sie haben Zugriff auf verschiedene Kartengrundlagen, die Sie sich z.T. auch als Offline-Karten herunterladen können
Sie können sich Ihre Beobachtungen in ornitho anzeigen lassen und in Ihre persönlichen Jahreslisten, -berichte oder andere Auswertungen direkt einbeziehen
Sie können Ihre Beobachtungen in verschiedenen Formaten (z.B. als Excel- oder Textdatei) exportieren sowie nach den vier Begehungen Artkarten exportieren (z.B. als pdf- oder Powerpoint-Dateien).
Sie müssen keine Reviere mehr abgrenzen, sondern können die Kartierung nach den vier Begehungen (vorbehaltlich etwaiger Rückfragen durch die Koordinator:innen) direkt abschließen
Weitere Informationen hierzu und allgemeine Infos zum MhB finden Sie auch unter dem Punkt „Materialien“ auf www.dda-web.de/monitoring/mhb/mitmachen. Wir möchten uns ganz herzlich bei allen bereits aktiven Kartierenden für ihren wichtigen Beitrag zum Monitoring und zum Vogelschutz bedanken!
aufgegeben von Christopher König
Dienstag, 7. Februar 2023
tipnews
Hört mal, wer da hämmert! Start in die Spechtsaison 2023
Seit inzwischen vier Jahren können Klein-, Mittel-, Grau- und Schwarzspecht und, wo sie vorkommen, auch Dreizehen- und Weißrückenspecht im Rahmen des Specht-Moduls des Monitorings seltener Brutvögel (MsB) erfasst werden. Dazu werden zwei Begehungen von Zählrouten mit festgelegten Stopps durchgeführt, bei denen die Zielarten mit Hilfe von Klangattrappen gelockt und gezählt werden.
Sobald eine entsprechende Zählroute hinterlegt ist, kann die Erfassung mithilfe der App NaturaList durchgeführt werden. Dies ermöglicht die digitale Erfassung direkt im Gelände, sodass im Nachgang keine weitere Schreibtischarbeit erforderlich ist.
Die Erfassung von Spechten zum Einstieg in die Kartiersaison (wenn man nicht zuvor bereits Rebhühner erfasst hat) erfreut sich großer Beliebtheit. Inzwischen sind in allen Bundesländern Spechtrouten etabliert. Bundesweit warten bereits über 800 Routen darauf, zwischen dem 21. Februar und 20. April, zweimal begangen und erfasst zu werden.
Erste Ergebnisse des Spechtmonitorings aus dem vergangen Jahr wurden kürzlich im Journal „Der Falke“ veröffentlich. Der Beitrag kann hier eingesehen werden.
Interesse geweckt?!
Sind Sie regelmäßig in einem Waldgebiet unterwegs, in dem mehrere Spechtarten vorkommen, und haben Sie Interesse Ihre Erkenntnisse in das bundesweite Monitoring einfließen zu lassen? Dann machen Sie mit!
Für Beobachterinnen und Beobachter mit etwas Übung in der Bestimmung von Spechten ist die Teilnahme einfach. Der Fokus liegt ausschließlich auf den mittelhäufigen und seltenen Spechten und das Vorgehen ist stark standardisiert.
Bei Interesse an der Mitarbeit und der Etablierung einer Zählroute in Ihrer Umgebung wenden Sie sich bitte an die Koordinationsstelle in Ihrem Bundesland. Kontaktinformationen und weitergehende Informationen finden Sie hier: https://www.dda-web.de/monitoring/msb/module/spechte
Herzlichen Dank an alle Kartierenden für ihren Einsatz!
Außerdem möchten wir uns bei den Modul-Koordinator*innen J. Schwarz, M. Kramer, T. Rödl, M. Wichmann, W. Eikhorst, I. Poerschke, L. Eichler, J. Kreuziger, C. Cordes, K. Nottmeyer, M. von Röder, N. Roth, B. Koop, A. Knoll, C. Pertl, F. Hertel, und M. Kursawe für ihren Einsatz bedanken.
Foto Grauspecht: A. Christner
aufgegeben von Christopher König
Donnerstag, 26. Januar 2023
avinews
Bruterfolgszählung des Zwergschwans 2022 – Hoher Jungvogelanteil bei niedrigem Rastbestand
Rund um das Wochenende 17./18. Dezember 2022 fand die europaweite Erfassung des Jungvogelanteils beim Zwergschwan statt. In Deutschland konnte dabei ein Anteil von 19,1 % Jungvögel erfasst werden. Das ist der höchste Jungvogelanteil, der seit dem Start der Zählung 2013 ermittelt wurde. 2013 lag der Jungvogelanteil bei 14,4 % und in den folgenden Jahren pendelte der Anteil zwischen 4,2 % und 11,2 % bis er 2021 wieder auf 13,6 % anstieg. Im Schnitt lag der Anteil in Deutschland bei 11,1 % und in Nordwesteuropa bei 9,2 %.
Die Freude über den hohen Jungvogelanteil wird jedoch durch den niedrigen Rastbestand zum Zähltermin geschmälert. Lediglich 2.715 Zwergschwäne wurden im Dezember 2022 in Deutschland erfasst. Die meisten Zwergschwäne wurden in Niedersachsen (1.395), Schleswig-Holstein (897) und Mecklenburg-Vorpommern (376) gezählt.
Im Vorjahr lag der Rastbestand noch bei 4.739 erfassten Zwergschwänen zum Zähltermin und damit fast doppelt so hoch. Ein Grund für die niedrige Gesamtzahl ist dabei vermutlich der Wintereinbruch zum Zähltermin. Bereits in den Tagen vor der Zählung kühlte es deutlich ab und Teile der Hauptrastregionen wurden von einer dicken Schneedecke überzogen. In Schleswig-Holstein wurde die Zählung z.T. durch Temperaturen von -16°C und eine 20 cm hohe Schneedecke erschwert. Der Wintereinbruch hatte zur Folge, dass viele Zwergschwäne weiter nach Westen gezogen sind. Darauf deuten zumindest die Daten der besenderten Zwergschwäne aus dem Projekt Zwergschwan hin. Klarheit über den Verbleib der fehlenden Zwergschwäne wird es jedoch erst geben, sobald die Daten auf internationaler Ebene zusammengetragen und ausgewertet sind.
Anfang Dezember 2022 konnte für 87 Familien die Anzahl an Jungvögeln ermittelt werden. Die meisten erfolgreichen Altvögel hatten einen bis drei Jungvögel „im Schlepptau“. Aber auch Familien mit vier, fünf, sechs und sogar acht Jungen konnten am Zählwochenende beobachtet werden. Die durchschnittliche Jungenanzahl je Familie lag bei 2,2 Jungvögeln.
Allen an der Erfassung Beteiligten danken wir aufs Herzlichste, insbesondere den Landeskoordinatoren für die Koordination der Zählung und Auswertung der Daten in Ihren Bundesländern: Hans-Joachim Augst in Schleswig-Holstein, Axel Degen in Niedersachsen sowie Helmut Eggers und Steffen Hollerbach in Mecklenburg-Vorpommern!
Abbildung: Die in Nordwesteuropa überwinternden Zwergschwäne hatten 2022 offenbar wieder einen überdurchschnittlichen Bruterfolg. Darauf deuten die Ergebnisse der Zählungen Mitte Dezember 2022 in Deutschland hin. Der Jungvogelanteil in Deutschland ist meist höher als der der Gesamtpopulation. Das weist darauf hin, dass erfolgreiche Familien weiter östlich überwintern.
Foto: Hans Glader
aufgegeben von Nikolas Prior
Donnerstag, 19. Januar 2023
avinews
Freiwillige gesucht: Rebhuhnmonitoring startet ins zweite Jahr
2022 konnte der DDA in Zusammenarbeit mit den 13 Projektgebieten des Verbundprojektes „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ erstmals ein großflächige Rebhuhnerfassung durchführen. Mehr als 500 Ehrenamtliche machten den gelungenen Start ins Monitoring durch Ihre Beteiligung möglich. Zahlreiche weitere Kartierinnen und Kartierer engagierten sich darüber hinaus im ebnfalls 2022 angelaufenen Rebhuhnmodul des Monitorings seltener Brutvögel (MsB). So konnten über 3200 Nachweise der inzwischen stark gefährdeten Hühnervögel vermeldet werden. 2023 möchten wir das Monitoring noch weiter ausbauen. Helfen Sie uns dabei und erfassen Sie Rebhühner auf einem Abendspaziergang im Februar oder März!
Die Zählung wird in der Abenddämmerung, wenn die Rebhähne im Schutz der einfallenden Dunkelheit balzen, durchgeführt. Dann antworten sie am sichersten auf von den Zählerinnen und Zählern abgespielte Rebhahnrufe. Die dafür festgelegten Zählrouten liegen meist auf Feldwegen, sind etwa 1 bis 1,5 Kilometer lang und werden während der Erfassung zu Fuß begangen. Der Abend kann frei innerhalb des mehrwöchigen Zeitfensters (20.2.-31.3.) gewählt werden. Für die einmalige Erfassung sind kaum Vorkenntnisse und wenig Zeit nötig. Sie benötigen lediglich ein Android-Smartphone/Tablet oder eine Papierkarte, einen kleinen Bluetooth-Lautsprecher und ggf. ein Fernglas.
Durch das Monitoring soll evaluiert werden, ob das Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ sein übergeordnetes Ziel, eine dauerhafte Erhöhung der regionalen Rebhuhnbestände durch die Umsetzung von Schutzmaßnamen, erreicht.Sie leben in der Nähe eines der Projektgebiete (siehe Karte) und haben Lust sich an der Erfassung zu beteiligen? Dann freuen sich die örtlichen Projektverantwortlichen über Ihren Anruf oder eine E-Mail. Die jeweiligen Kontaktdaten finden Sie in der Projekt-Karte der Projektwebsite.
Außerhalb der Projektgebiete wird die Bestandsentwicklung des Rebhuhns mit Hilfe von Ehrenamtlichen im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel (MsB) untersucht. Die Rebhuhnerfassungen werden nach derselben Methode wie in den Projektgebieten durchgeführt. Wenn Sie Rebhühner entlang einer Zählroute in Ihrer Heimatregion erfassen möchten, können dafür deutschlandweit Zählrouten in der Agrarlandschaft festgelegt werden. Die dafür zuständigen LandeskoordinatorInnen beraten Sie dazu gerne.
Die Karte zeigt die 13 Projektgebiete des Verbundprojektes „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“.
aufgegeben von Christopher König
Dienstag, 17. Januar 2023
avinews
Neues Standardwerk über die seltenen Vogelarten Österreichs
In einem Sonderband der Zeitschrift Elanus wurde zum Jahreswechsel eine 250 Seiten umfassende Arbeit über die Nachweise seltener Vogelarten in Österreich veröffentlicht. Die bislang vollständigste Übersicht über Beobachtungen von Seltenheiten in unserem Nachbarland enthält zahlreiche bisher unveröffentlichte Details. In ausführlicher Form und mit Fotos und Grafiken attraktiv aufbereitet werden darin 184 der 446 in Österreich nachgewiesenen Vogelarten und weitere zehn Unterarten sowie einzelne Hybriden behandelt. Art für Art wird das Auftreten in Österreich beschrieben und mit Grafiken zur Auftretenshäufigkeit und dem jahreszeitlichen Auftreten untermalt. Bei besonders seltenen Arten mit maximal 30 Nachweisen in Österreich werden alle Beobachtungen im Detail aufgelistet. Bei vielen Arten ist darüber hinaus eine Verteilung aller Nachweise je Bundesland aufgeführt.
Fast elf Jahre arbeitete der Autor Ernst Albegger in seiner Freizeit an dieser sehr umfangreichen Arbeit, die nun unter Mitarbeit von Andreas Ranner, Martin Brader & Hans-Martin Berg und der Unterstützung durch die Avifaunistische Kommission Österreich (AFK), Club300 Austria und Carl Zeiss Sports Optics abgeschlossen werden konnte.
Eine gedruckte Version des Buchs ist in Planung und wird voraussichtlich für ca. 40 € zzgl. Versand zu erwerben sein. Bei Interesse an einer Subskription wenden Sie sich bitte an elanus@club300.at.
aufgegeben von Christopher König
Freitag, 13. Januar 2023
tipnews
Internationales „Wochenende der Wasservögel“
An diesem Wochenende steht ein besonderes Highlight im Vogelmonitoring an - das „Wochenende der Wasservögel“ am 14. und 15. Januar. Dahinter verbirgt sich die seit den 1960er Jahre jährlich Mitte Januar abgehaltene, synchronisierte Erfassung von Wasservogelarten. Die Zählungen werden von Wetlands International im Rahmen des International Waterbird Census (IWC) organisiert und stellen einen Höhepunkt der Zähl-Saison dar. In mehr als 25.000 Gebieten werden zu diesem Zeitpunkt in über 140 Ländern, synchron auf allen Kontinenten die Wasservögel gezählt. Diese beeindruckende Gemeinschaftsleistung im Ehrenamt ist weltweit einzigartig. Anlass der großflächigen Zählung ist, dass sich zu dieser Jahreszeit viele der eng an Gewässer gebundenen Wasservogelarten auf wenige Gebiete konzentrieren, wodurchdie Zugbewegungen ein Minimum erreichen.
Dieses Jahr findet wie zuletzt 2020 zusätzlich der „East Atlantic Flyway Count“ statt. Der East Atlantic Flyway Count/Ostatlantischer Zugweg erstreckt sich von der Arktis zwischen Kanada und Sibirien bis ins südliche Afrika. An der gesamten Strecke zählen organisiert von der Wadden Sea Initiative, Wetlands International und BirdLife International von Island bis Estland sowie von Norwegen bis Südafrika mehr als 12.000 Zählerinnen und Zähler in mehr als 36 Ländern synchron Wasservögel. 2020 wurden über insgesamt 250 Arten Informationen gesammelt und innerhalb der 95 Kern-Arten der ostatlantischen Zugroute wurden mehr als 14 Millionen Vögel gezählt (EAF-Report 2020). In Deutschland ist hier nebendem Wattenmeer die Ostseeküste, die vor allem für Entenvögel eine international herausragende Bedeutung hat, hervorzuheben.
In Deutschland werden die Daten für die internationale Wasservogelzählung und den „East Atlantic Flyway Count“ hauptsächlich aus den Daten des Monitorings rastender Wasservögel (MrW) zusammengetragen. Weshalb die mehr als 2000 Aktiven im MrW am Samstag und Sonntag in großer Anzahl auf den Beinen sind. Das besondere an der Zählung und am MrW generell ist dabei, dass sich viele Ehrenamtliche seit mehreren Jahrzehnten an der Erfassung beteiligen und somit für eine hohe Datenqualität sorgen.
Wir bedanken uns dafür und wünschen allen Zählenden ein artenreiches Wochenende, wenig Regen und viel Freude bei der Wasservogelerfassung!
Internationale Rotmilan-Schlafplatzzählung am 07./08. Januar 2023
Seit 2007 werden in Europa am ersten Januar-Wochenende überwinternde Rotmilane an ihren Schlafplätzen erfasst. International koordiniert werden die Zählungen von der Ligue pour la Protection des Oiseaux (LPO) in Frankreich. Die Zählung in diesem Winter findet am 7./8. Januar 2023 statt.
Die traditionellen Überwinterungsgebiete des Rotmilans liegen in Spanien, Portugal und im Süden Frankreichs. Allerdings versuchen immer mehr Rotmilane, in der Nähe ihres mitteleuropäischen Brutgebiets zu überwintern. Seit dem Winter 2015/16 rufen wir deshalb über ornitho.de dazu auf, auf Rotmilan-Schlafplätze im Winter zu achten und diese zu melden. Neben einem großen Wissenszuwachs gibt es inzwischen für alle Bundesländer Ansprechpersonen, die die Zählungen koordinieren (s.u.).
Bei der Zählung im vergangenen Winter wurden 83 Schlafplätze kontrolliert. Die größten Sammelschlafplätze finden sich dabei in Mittel- und Ostdeutschland, sowie im Alpenvorland. Doch auch aus anderen Regionen werden zunehmend mehr überwinternde Rotmilane gemeldet. Das legt die Vermutung nahe, dass noch nicht alle Schlafplätze entdeckt wurden. Machen Sie also mit und begeben sich auf die Suche nach winterlichen Rotmilan Schlaf- und Sammelplätzen.
Hinweise zum Auffinden von Schlafplätzen, sowie zur Meldung auf ornitho.de bzw. via NaturaList und Kontaktmöglichkeiten zu regionalen Ansprechpersonen haben wir unten zusammengestellt.
Hinweise zur gezielten Suche nach Rotmilan-Sammel-und Schlafplätzen sowie zur Zählung am ersten Januar-Wochenende:
1. Als Schlafplatz suchen Rotmilane Waldränder, kleine Wäldchen und Feldgehölze oder auch Baumreihen auf. Oft kommen die Milane Jahr für Jahr in ungefähr das gleiche Gebiet. Der genaue Ort des Schlafplatzes kann aber durchaus um mehrere Hundert Meter variieren.
2. Häufig sammeln sich Rotmilane an sogenannten Vorsammelplätzen, bevor sie, meist erst in der Dämmerung, einzeln oder in Gruppen den endgültigen Schlafplatz aufsuchen. Ein solcher Vorsammelplatz kann ein paar Hundert Meter bis ca. zwei Kilometer vom eigentlichen Schlafplatz entfernt sein. Der Vorsammelplatz kann auch mit dem letztlichen Schlafplatz identisch sein. Wichtig: Notieren Sie immer die Uhrzeit, wenn Sie eine Zählung am Schlaf- oder Vorsammelplatz durchführen.
3. Bei der Suche nach bislang unbekannten Schlafplätzen geben am späten Nachmittag gerichtet fliegende Rotmilane wichtige Hinweise. Ein etwas erhöhter Beobachtungspunkt ist dabei günstig. Wenn die ungefähre Lage des Schlafplatzes bekannt ist, können Waldränder und Feldgehölze gezielter nach Rotmilanen abgesucht werden.
4. Die Zählung sollte von etwa 30 Minuten vor bis 40 Minuten nach Sonnenuntergang erfolgen, da die Milane in dieser Zeit am Schlafplatz einfliegen (an bewölkten Tagen etwas früher). Das bedeutet zur internationalen Zählung im Januar ab ca. 16 Uhr vor Ort zu sein.
5. Die Fluchtdistanz am Schlafplatz ist recht hoch. Halten Sie deshalb einen Abstand von mindestens 250 m zum Schlafplatz ein.
6. Vor allem bei größeren Schlafplätzen, ist es gut, am Zähltag mit mehreren Personen vor Ort zu sein. Das ist nicht nur kurzweiliger, sondern auch sehr hilfreich, da der Schlafplatz, um bis zu einem Kilometer von Tag zu Tag variieren kann bzw. sich die Rotmilane auf mehrere Schlafgruppen aufteilen können.
7. Am einfachsten ist es, die einfliegenden Vögel zu zählen. Vor allem, wenn die Rotmilane in Nadelbäumen übernachten, sind sie darin nur schwer oder gar nicht zu entdecken. Die tatsächliche Anzahl wird dann unterschätzt. Insbesondere, wenn Sie mit mehreren Personen zählen, protokollieren Sie den Schlafplatzbestand sowie ein- und abfliegende Vögel minutengenau. Das erleichtert die anschließende Auswertung.
8. Wenn Sie an der internationalen Synchronzählung teilnehmen wollen, bitte wenden Sie sich vorab an die für Sie zuständige Ansprechperson! Melden Sie ihren Ansprechpartner*innen gerne auch im Vorfeld Schlafplätze.
Bei der Datenmeldung beachten Sie bitte Folgendes:
1. Bitte melden Sie die Zählergebnisse punktgenau und als Einzelbeobachtung am besten direkt im Feld per Smartphone-App „NaturaList“ oder nachträglich über die Homepage von ornitho.de. Wenn Sie einen Schlafoder Sammelplatz identifiziert haben, notieren Sie dies bitte im Bemerkungsfeld oder über das Feld „Präzisierung der Beobachtung“ durch Auswahl der Kategorie „Schlaf-/ Sammelplatz“.
2. Rund um das Zählwochenende steht in der Eingabemaske als zusätzliche Detailinformation „Erfassungsprojekt“ zur Auswahl. Hier wählen Sie bitte „Rotmilan- Schlafplatzzählung“ aus, damit sich Ihre Daten leicht der Synchronzählung zuordnen lassen.
3. Vergessen Sie nicht, die Uhrzeit anzugeben! Das gilt grundsätzlich für alle Meldungen von Vorsammelund Schlafplätzen. Wenn Sie die Meldung direkt per App eingeben, wird die Uhrzeit automatisch erfasst.
4. Rotmilane an Schlafplätzen sind störungsempfindlich. Bitte schützen Sie deshalb Meldungen von Rotmilan- Schlafplätzen! Dazu bei der Eingabe per App oder über ornitho.de in den Detailinformationen „Geschützte Beobachtung“ auswählen.